Liebe Eltern,

gerade lese ich wieder in der Ostsee-Zeitung vom 27. März, Seite 6:

„Die Schulen überfrachten Eltern als Hilfslehrer.“ „Selbst engagierte, gut gebildete Mütter und Väter sind überfordert von dem Stoff, den Pädagogen da in digitale Medien kippen.“ „Stoppt diesen Wahnsinn!“

 

Ich möchte dazu als Schulleiter der Diesterweg-Schule im Namen des Kollegiums folgende Stellungnahme abgeben:

 

Durch die Allgemeinverfügung der Landesregierung sind alle Schulen geschlossen, um Menschenansammlungen zu vermeiden und die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. „Bleibt Zuhause!“ lautet die oberste Regel.

 

Das Corona-Virus stellt weltweit eine ernstzunehmende Bedrohungslage dar.

 

Weder für die Schüler*innen noch für die Lehrer*innen kann es sich also hierbei um eine erfreuliche Maßnahme handeln – etwa die „Corona-Ferien“.

 

Alle Kolleg*innen der Diesterweg-Schule arbeiten täglich daran, den Eltern Aufgabenformate zur Verfügung zu stellen, mit denen sich Schüler*innen entsprechend ihrer Jahrgangsstufe und dem jeweiligen Lernstand ihrer Klasse in der häuslichen Arbeit beschäftigen können.

 

Durch die digitalen Medien gibt es eine unglaubliche Vielzahl hervorragend geeigneter Möglichkeiten (wie Erklärvideos, Audiodateien, Arbeitsblätter, Lernspiele, Bastelanleitungen…), mit denen unsere Kinder die Zeit der Schulschließung sinnvoll verbringen können.

 

Dabei müssen wir allerdings davon ausgehen, dass die digitale Ausstattung der Haushalte sehr unterschiedlich ist. Nicht jedem/r Schüler*in steht ein eingerichteter Computerarbeitsplatz zur Verfügung. Ein Internetanschluss kann auch im Jahr 2020 nicht als selbstverständlich angesehen werden. Ein Farbdrucker, Breitbandinternet, eine Webkamera, die aktuelle Windowsoberfläche… sind keine Selbstverständlichkeit.

 

Von den Eltern kann nicht erwartet werden, dass sie nun die Rolle der Lehrer*innen übernehmen und sie ihren Kindern lehrplanrelevanten Unterrichtsstoff vermitteln.

 

Die Bewertung der gestellten Aufgaben ist rechtlich schwierig, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass man gar nicht die Arbeit des Kindes, sondern die von Mutti oder Vati bewertet…

 

Also: SCHULE FINDET NUN NICHT IM WOHNZIMMER STATT! NIEMAND KANN DAS VON IHNEN ERWARTEN!

 

Wir werden nach der Corona-Krise Wege finden müssen, wie wir unsere Schüler*innen zum für sie bestmöglichen Schuljahresabschluss bringen. Den Kindern darf aus der Krise kein Nachteil entstehen. Das Kollegium der Diesterweg-Schule möchte auf keinen Fall die Verantwortung im Zusammenhang mit dem Bildungsauftrag an die Eltern abgegeben.

Ich bitte um Verständnis, dass gewisse Vorgaben vernünftig und hilfreich sein können, den Alltag der Kinder in dieser schwierigen Situation zu strukturieren. So habe ich meine Schüler beispielsweise aufgefordert, ihren Mathe-Merkhefter zu überarbeiten, fehlende Inhalte zu ergänzen und die für sie enorm wichtige Materialsammlung in einer ordentlichen, vollständigen Form vorliegen zu haben. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn dies nach der Corona-Pause als Basis zum Neustart nicht vorliegt.

 

So haben einige Kolleg*innen Termine/Vorgaben gesetzt, die die Schüler*innen anleiten sollen, die Zeit der Schulschließung sinnvoll zu nutzen. In der Hausarbeitszeit liegt letztendlich auch ein gewisses Potenzial.

 

Liebe Eltern, es wird jedoch nicht von Ihnen erwartet, dass Sie unsere Kinder jetzt unterrichten.

-          Das Kollegium der Diesterweg-Schule wird in der unterrichtlichen Tätigkeit an die Zeit vor der Schulschließung ansetzen. Wir müssen angesichts der Krisen-Unterbrechung Wege finden, das Schuljahr mit dem bestmöglichen Erfolg für jedes einzelne Kind zu Ende zu bringen und entstandene Defizite abzubauen.

-          Während der Zeit der Schulschließung sollen Sie nicht den Bildungsauftrag übernehmen. Sie sind keine Hilfslehrer! Wann immer möglich, nutzen Sie jedoch bitte die Zeit, Unterrichtsstoff zu wiederholen, zu festigen oder zu üben.

-          Hierfür stellen wir Ihnen Aufgaben zur Verfügung. Gleichzeitig berücksichtigen wir, dass die technischen und familiären Möglichkeiten sehr unterschiedlich sind. Die Aufgaben sind ANGEBOTE.

-          Es besteht die Möglichkeit, herausragende Schülerleistungen mit einer guten/sehr guten Zensur zu bewerten. „Abstrafen“ für nicht erledigte Aufgaben durch schlechte Zensuren wird es nicht geben.

-          Die oberste Regel lautet: „Bleiben Sie Zuhause!“ Verhindern sie Infektionsmöglichkeiten.

In dieser schwierigen Situation wollen wir Eltern unterstützen - nicht überfordern!

 

Für alle Fragen steht Ihnen der Klassenleiter/die Klassenleiterin Ihres Kindes zur Verfügung.

 

Außerdem ist das Büro unserer Schule täglich von 7:30 Uhr – 13:00 Uhr besetzt (freitags bis 12:30 Uhr). Vermeiden Sie jedoch persönlichen Kontakt. Nutzen Sie Telefon, Mail, Fax …

 

Ich bedanke mich für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit!

Bleiben Sie gesund!

 

Gero Schwedhelm
Schulleiter